5 Jahre Gasthof Adler – Meine persönliche Reise

von Franca Auman

Kaum zu glauben aber wahr, seit nun ziemlich genau 5 Jahren gehe ich mehr oder weniger regelmäßig im Gasthof Adler ein und aus. Und das nicht als Gast, sondern als Mitarbeiterin, als Aushilfe auf 450€ Basis für die, dies ganz genau wissen wollen. In diesen fünf Jahren habe ich viel gelernt und erlebt, Höhen und Tiefen, Erfolge und Rückschläge, ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen und ganz viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die mich immer wieder geprägt haben und dies bis heute tun. Kurz gesagt: Ich bin Teil der wunderbaren Adler – Familie geworden.

Aber von vorn. Die Geschichte beginnt im November 2016. Ich bin 15 Jahre alt und mit meiner Familie in Ziemetshausen beim Essen. Ich suche schon seit einigen Monaten nach einem Nebenjob, was mit meinem jungen Alter gar nicht so einfach ist. Beim Verlassen des Restaurants liest meine Mutter einen Aushang: „Aushilfe auf 450€ Basis gesucht“ (oder so ähnlich). Eine Woche und einen Anruf später sitze ich mit Katrin Hiller und meiner Mutter im Nebenzimmer des Gasthofes und führe mein erstes „Vorstellungsgespräch“.

Ich war so aufgeregt als ginge es um die Chefarztstelle im Uniklinikum und nachdem Katrin mir erklärte, wie das jetzt alles ablaufen würde, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich wollte. Andererseits war ich glücklich, dass sie mir die Chance gab, trotz meiner erst 15 Jahre Lebenserfahrung. Nach einigem hin und her überlegen, entschied ich mich, das mit dem Bedienen mal auszuprobieren, so schwer wird das ja nicht sein………

Und da stad ich nun, am 26.11.2016, schwarze Hose, weiße Bluse, Adler-Schürze und „Ich lerne noch“-Klammer, schon wieder mordsaufgeregt und wusste nicht genau wohin mit mir in diesem Gewusel aus Gästen, Küche, Getränken, Bedienungen und Vorweihnachtsstimmung. Gott sei Dank nahmen mich meine Chefin und eine tolle Kollegin (und dann auch Freundin – danke an dieser Stelle an meine liebe Kristl) an die Hand und zeigten mir nach und nach alles, was für mich als sogenannter „Foodrunner“ am Anfang wichtig sein sollte. Über diesen Begriff amüsierte sich meine Familie sehr, obwohl sie nicht einmal wusste, dass es sich hierbei um jemanden handelt, der Essen und Getränke serviert und die Tische wieder abräumt, aber noch keine eigene Servicestation hat. Die ersten Schichten waren sehr kräftezehrend für mich und ich war oft nervös. Kann ich alle Gerichte auf der Tageskarte auswendig, wenn Jan mich abfragt? Kenne ich alle Tischnummern? Kann ich das neue Fass richtig anstechen? Habe ich auch nicht vergessen zu lächeln? Alles Fragen, die mich das erste halbe Jahr ständig beschäftigten. Katrin brachte mir bei, dass ich sehr viel mehr als „nur“ Bedienung bin, sondern Bedienung, Thekenfrau, Kinderbespaßerin, Dekorateurin, Lächeln-ins-Gesicht-Zauberin und vor allem Entertainerin, alles in einer Person. Mit der Zeit durfte ich immer mehr Aufgaben übernehmen, Katrin schaute mir gefühlt bei jedem Schritt über die Schulter und ich fühlte mich oft wie eine Auszubildende, sprich: Sie lernte mich sehr sorgfältig ein, wofür ich ihr heute mehr als dankbar bin. Natürlich gab es auch mal schlechte Tage, Konflikte und Zweifel an meinem Können, zusammen mit der Pubertät, in der ich mittendrin steckte, eine explosive Mischung. Damit lernte ich – nicht zuletzt mit der Hilfe meiner Chefs – umzugehen und ich entwickelte mich (bis heute) persönlich weiter.

Nach ca. einem halben Jahr Einlernphase fühlte ich mich langsam einigermaßen sicher, in dem was ich tat. Nun durfte ich auch am Sonntag Mittag eine eigene Station übernehmen, ich bediente meine ersten Veranstaltungen, bei denen sicherlich nicht immer alles gut ging (von Suppe auf der Jacke bis Sekt auf dem Geburtstagskind hab ich alles mitgenommen) und ich begann, einige Aufgaben automatisch zu erledigen. Manchmal begann ich auch, etwas übermütig zu werden. Mit meinen frischen 16 Jahren war ich der festen Überzeugung, ich müsste mich auch um das Wohl meines charmanten Kellner-Kollegen kümmern (wenn ihr wisst was ich meine), was sich nicht immer positiv auf meine Konzentrationsfähigkeit bei der Arbeit auswirkte. Doch auch diese Phase hatten Jan und Katrin irgendwann überstanden und langsam aber sicher fühlte ich mich ein bisschen wie zuhause im Adler.

Mit 16 begann dann auch meine wilde Partyphase, in die mich meine Kollegin Lisa hineingeschleust hatte. In dieser Zeit glänzte ich fast jeden Sonntagmorgen weniger mit meiner geistigen Anwesenheit, dafür aber mit der Promillezahl. Doch Übung macht ja bekanntlich den Meister, die Rinderkraftbrühe vor dem Service baut von innen heraus auf und wie durch ein Wunder habe ich die Sonntage ohne größere Ausfälle gut überstanden. Und nüchtern war ich am Nachmittag auch noch, perfekt! Nachdem ich mich auch in diesem Punkt bewiesen hatte, wurde mein Aufgabenfeld größer. Da wurde ich dann z.B. von einem aufgeregten Küchenchef angerufen, ob ich nicht spontan Zeit hätte. Natürlich kam ich sofort und panierte den ganzen Abend Schnitzel, ich sag nur: Schnitzelwoche. Nach einigen Hilfsstunden in der Küche kann ich jetzt auch spülen, Kartoffeln schälen, Schnitzel panieren und einen passablen Beilagensalat anrichten, von meinem Wurstsalat ganz zu schweigen. Dann fragte mich Jan, ob ich nicht mal was für den Blog schreiben könnte. Meine Begeisterung im ersten Moment: Eher bescheiden. Doch dann sah ich das Thema „Toiletten“ auf der Liste und war sofort Feuer und Flamme. Mit dem Erscheinen meines ersten Blogs war ich dann aber schon im Zenit meiner Schriftsteller-Karriere angekommen. Es folgten weitere Artikel, aber den Toiletten-Blog konnte bis heute keiner meiner Blogs überbieten (meiner Meinung nach zumindest). Und trotz dessen bin ich den Job des Schreiberlings nicht mehr losgeworden.

Doch der Gasthof Adler ist für mich mehr als nur ein Nebenjob. Auch außerhalb von den tollen Arbeitstagen und glücklichen Gästen, blicke ich auf unvergessliche Stunden mit dem Adler-Team zurück: Einzigartige Teamausflüge auf die Wiesn oder eine Berghütte, Weihnachtsfeiern und Sommerfeste, verquatschte Abende nach dem Service, sogar im Fernsehen war ich (einmal leicht beschwipst auf dem Oktoberfest, das zweite Mal eine Schüssel Gurkensalat zum Kartoffelbuffet tragend – der Beginn einer großen Fernsehkarriere). Und ganz nebenbei habe ich auch noch eine Menge gelernt. Ich habe viel über Lebensmittel und deren Zubereitung gelernt, gelernt welcher Wein zu welchem Gericht passt, wie ich das perfekte Weizen einschenke und serviere, wie eine festliche Tafel auszusehen hat und wie ich meinen Gästen stets zuvorkommend gegenübertrete. Auch über mich habe ich viel gelernt: Wie gehe ich mit Kritik um, wie begegne ich Vorgesetzten und Kollegen, wie schaffe ich es, immer ein kleines Lächeln auf dem Gesicht zu tragen. Alles Dinge, die mich sehr geprägt und weitergebracht haben, die aus mir die Franca gemacht haben, die ich heute bin.

Liebes Adler-Team: Danke für die letzten 5 Jahre, in denen ich euch und alles was zum Gasthof Adler gehört lieben lernen durfte! Danke, dass ihr seit 5 Jahren mein ganz persönliches Chaos aushaltet, mich immer so annehmt wie ich bin und mich bei all meinen Schritten (auch privat) begleitet und unterstützt! Danke für all die wundervollen Erinnerungen, die wir zusammen geschaffen haben!

Und keine Sorge: Hier ist noch lange nicht Schluss, so schnell wird mich der Adler nicht los!

Auf die nächsten fünf Jahre, Eure Franca