von Franca Aumann
Für viele unserer Gäste endet die Erkundungstour durch unseren Gasthof meist bei den Treppen Richtung Obergeschoss, sprich Richtung Hotelzimmer. Obwohl es da erst richtig spannend wird, sind die Stufen nach oben für viele die Grenze zu einer unbekannten Welt, in der sie gerne einmal Mäuschen spielen würden. Außer von den Bildern auf der Website kennen vor allem die Gäste aus der Region unser Hotel nicht. Das möchten wir jetzt ändern. Ihr sollt unser Hotel auf eine ganz besondere Art und Weise kennenlernen, nämlich aus der Perspektive unserer Claudia, Chefin des Housekeeping und Allround-Talent – ohne sie läuft bei uns gar nichts! Claudia ist seit zehn Jahren fester Bestandteil des Adler-Teams und hat jetzt zum ersten Mal ganz exklusiv die lustigsten und schmutzigsten Geschichten der vergangenen zehn Jahre ausgepackt. Achtung: Nicht jugendfrei!
Was für Claudia Alltag ist, ist für uns oft unbeliebte Arbeit: Betten beziehen und jeden Morgen frisch machen, saugen, Bäder putzen, Wäsche waschen und abstauben – eine Menge Arbeit, die häufig völlig unberechtigt unterschätzt wird. Claudia hat diese Arbeiten perfektioniert und kümmert sich tagtäglich liebevoll und mehr als akkurat um optimale Sauberkeit im ganzen Haus. Sie sorgt dafür, dass sich unsere Gäste wohlfühlen, im Restaurant genauso wie auf den Zimmern. Und vereinzelte Gäste, bevorzugt männlich und oben ohne bei offener Zimmertüre, sorgen dafür, dass auch Claudia sich wohl fühlt und immer gerne zur Arbeit kommt.
Dabei wird es ihr nie langweilig. Dafür sorgen unsere Gäste höchstpersönlich. Angefangen bei Claudias Duschgel-Sammlung, auf die selbst der größte Drogeriemarkt neidisch wäre, unsere Gäste sind Meister im Sachen vergessen. Doch nicht nur Duschgel, Ladekabel und Zigaretten werden liegen gelassen, auch denkbar wichtige Habseligkeiten wie Hosen, Erwachsenenspielzeuge oder gar der Spitzenschlüpfer liegen in unserer Fundgrube. Doch genauso gut wie im Vergessen sind die Hotelgäste auch im Mitnehmen, vor allem wenn es um Hoteleigentum geht. Gestohlen wird alles, was man eben so brauchen kann: Kopfkissen, Bademäntel, Receiver, Klopapier (klar, wenn’s im Supermarkt keines mehr gibt…) und sogar die Bibel, das wenn der Herrgott sieht…..
Manchmal fragen wir uns, ob es nicht sinnvoll wäre, genau wie für Ärzte oder Priester, auch für Hotelpersonal eine Schweigepflicht einzuführen. Obwohl wir ein verhältnismäßig kleines und ländlich geprägtes Hotel sind, passieren bei uns allerhand Dinge, die viel Diskretion unsererseits erfordern. Heimliche Beziehungen werden in unseren Zimmern geführt, Escort-Damen warten auf ihren Kunden und Paare geben sich ihrer Lust hin - oftmals lauter als gewollt, einmal sogar so laut, dass nach dem Akt der ganze Biergarten lautstark jubelte. Letztes Jahr unterstützten wir einen jungen Mann bei den Vorbereitungen für die Frage aller Fragen. Wir verwandelten eines unserer Zimmer in eine Hochzeitssuite, Küchenchef Jan erwies sich als alter Romantiker und drapierte Rosenblüten, Sekt und Kerzen und während das junge Paar noch sein Essen genoss, waren wir wahrscheinlich fast so aufgeregt wie der zukünftige Ehemann. Die Dame hat Ja gesagt und wir freuten uns sehr über die geglückte Mission.
Wer denkt, die Arbeit im Hotel sei jeden Tag gleich, irrt gewaltig. Jeder Gast ist anders, manche erfordern besonders viel Aufmerksamkeit und der ein oder andere strapaziert unsere Nerven etwas mehr. Manche Gäste kommen auf die verrücktesten Ideen: Kochen in der Küche des Restaurants am Ruhetag, ein verwüstetes Hotelzimmer mit Rotwein an den Wänden und eine nackte Dame an der Rezeption, deren Freund sie ausgesperrt hat, um nur wenige Beispiele zu nennen. Manchmal fühlt man sich wie in einem schlechten Film, doch wenn man sich vom ersten Schock erholt hat, kann man meist darüber lachen, was für ein Irrenhaus so ein Hotel doch sein kann.
Sogar berühmte Gäste wie Gloria von Thurn und Taxis, Theo Waigel, Prince, Wolfgang Lindner und Boney M nächtigten bereits in unseren bequemen Betten oder dinierten in unseren Stuben. Doch ganz egal, ob berühmt oder nicht, wir freuen uns über jeden Gast und schätzen es wert, jeden Tag so viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennenlernen und in unserem Haus begrüßen zu dürfen. Es erfüllt uns, Menschen ein Zuhause auf Zeit zu bieten und all die schönen Begegnungen mit Menschen von überallher lassen uns auch gerne mal drüber hinwegsehen, wenn sturzbetrunkene Hotelgäste das ganze Haus aufwecken.